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Kirchenmusik
mit eigener Tonsprache Walter von Forster
"Lieber etwas Neues schreiben!", so lautete der Wahlspruch des Ende 2002 verstorbenen Walter von Forster. Der Satz geht weiter: "...als sich um die Aufführung alter Stücke zu kümmern". Als ich im Sommer 2003 Gelegenheit erhielt, den musikalischen Nachlass v. Forsters zu sichten, merkte ich rasch, welche zwei Konsequenzen eine solche Einstellung nach sich zog. Einerseits ein riesiges kompositorisches Werk, das aber andererseits selbst in Fachkreisen so gut wie unbekannt ist. Hier gäbe es also einiges nachzuholen, besteht doch v. Forsters Schaffen überwiegend aus kirchenmusikalischen Werken! Am 15. Juni 1915 in Nürnberg geboren, verlebte Walter von Forster dort seine Kindheit und Schulzeit. Ab 1934 studierte er in München Komposition und Kirchenmusik bei Joseph Haas und Hermann Sagerer, dem damaligen Organisten der Münchner Lukaskirche. Schon während der Meisterklasse kamen frühe Kompositionen zur Aufführung, bis derartige Veranstaltungen von den nationalsozialistischen Machthabern verhindert wurden. 1943 erhielt v. Forster die Organistenstelle an der Münchener Stephanuskirche. 1946 wurde er als Lehrer (später Professor) für Musiktheorie an die neu eröffnete Staatliche Hochschule für Musik in München berufen, wo er bis zum Ruhestand 1979 Generationen von Studentinnen und Studenten unterrichtete. Von Forsters Schaffen deckt praktisch alle kirchenmusikalischen Gattungen ab. Freie Orgelwerke, mehr als 80 Chorvorspiele; Partiten etc.; mehrere "Kirchensonaten" für Violine und Orgel; zahlreiche Psalmen und andere Bibeltextvertonungen für eine Singstimme (oft Bariton!) und Orgel, öfters tritt noch ein Soloinstrument hinzu; Motetten und Kantaten zu fast allen Gelegenheiten und Kirchenjahreszeiten für Chor mit und ohne Instrumente, die Größe der Besetzung und der Schwierigkeitsgrad sind hier sehr unterschiedlich; schließlich Großformen wie eine Messe, "Weihnachtsgeschichten", eine Passion oder das Oratorium "In deserto" über die Versuchung Jesu "In der Wüste". Daneben schrieb v. Forster auch Kammermusik, Konzerte und reine Orchesterwerke (z.B. Scheidt-Variationen). Unter den Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Walter von Forster seine eigene Tonsprache gefunden, die trotz des Bemühens, die kirchenmusikalische Praxis nicht aus den Augen zu verlieren, niemals glatt oder allzu simpel ist. Am 28. März 2004 findet in der Münchner Andreaskirche ein Gedenkgotteskonzert für den Komponisten statt, bei dem auch das vor kurzem erstellte Werkverzeichnis und einige Partituren vorgestellt werden. Michael
Grill
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